Ein knackiger Apfel-Po mit viel Biss

Gabi Fleisch meldet sich mit "Sitzfleisch" auf der Bühne zurück.
von Veronika Fehle
VN 16. September 2017


GÖTZIS   Sitzfleisch, das ist nicht nur der Titel des neuen Kabarettprogramms der Vorarlbergerin Gabi Fleisch, sondern auch das, was ihr Premierenpublikum im Vereinshaussaal in Götzis zum Schluss nicht mehr hatte. Die riss es nämlich förmlich von ihren Sesseln und zu Standing Ovations hin, kaum dass die humorvolle Performerin mit dem passend gewitzen Mundwerk die letzte Pointe in den Saal entließ. Also kurz und gut: "Sitzfleisch" gefiel und kam deutlich und unüberhörbar an.

Scharfe Beobachterin
Nun ist es ja schon ein bisschen zu Gabi Fleischs Markenzeichen geworden, mit den verschiedenen Bedeutungen und Kombinationsmöglichkeiten ihres Familiennamens zu spielen. Da gab es schon die "Fleisches-Lust", das "Grill-Fleisch" und jetzt eben das "Sitz-Fleisch". Und die vier Buchstaben, die alle zum Sitzen brauchen, spielten dann - in der Regie des Theatermachers Hajo Förster - auch tatsächlich eine Hauptrolle. Das ging ganz vordergründig los. Zum Beispiel wenn Gabi Fleisch über die verschiedenen Ausformungsmöglichkeiten der menschlichen Rückansichten philosophiert: Apfel-Po, Birnen-Po, knackig, weniger knackig und was es nicht alles gibt. Das Philosophieren geht aber natürlich weiter, zu jenen Situationen, in denen man oft ein geübtes und strapazierfähiges Sitzfleisch braucht. Und genau in diesen "Milieustudien" ist Gabi Fleisch wirklich unschlagbar. Da lauscht man doch gerne den Gesprächen zwischen den wartenden Patienten in einer hoffnungslos überfüllten Arztpraxis, da werden die Lachmuskeln strapaziert, wenn die Kabarettistin als enkelsittende Großmutter zum Sturm auf den Liegeplatz im Schwimmbad bläst.

Wie das Amen im Gebet
Aber das ganz unverhohlene und eindeutige Highlight des Abends kommt ja erst noch: Gabi Fleischs "Kirchenszene". Man stelle sich vor, es ist Sonntag. Die Kirchenglocken läuten schon, die Sitzreihen füllen sich und die Messe beginnt. Was sich da in den Köpfen der Kirchgänger gedanklich so abspielt, ist in der Fleisch'schen Variante gleich mehrere Lacher wert. Kleines Detail am Rande: den Floh zu dieser kirchlichen Charakterstudie setzte Gabi Fleisch niemand anderer als der Götzner Ortspfarrer höchstpersönlich ins Ohr. Der war am Premierenabend übrigens anwesend und amüsierte sich köstlich.

Aufgespielt wird
Wer Gabi Fleischs Programme nur ein bisschen kennt, der weiß, dass sich die Darstellerin gerne auch mit Musik umgibt. Da machte sie mit "Sitzfleisch" keine Ausnahme und holte sich mit Johannes Bär, Simon Gmeiner und Lucas Oberer drei kongeniale Partner auf die Bühne. Johannes Bär wechselt für Gabi Fleisch sogar in ausgewählten Szenen von der Musik auf die Sprechbühne und gibt mal den hungrigen Gatten, mal den genervten Autofahrer an der Seite Fleischs. Da zeigt es sich übrigens, dass er absolut Sinn für Humor hat und schauspielerisches Talent noch dazu.
Hauptsächlich aber machten die drei einfach tolle Musik, während sie eine Nummer nach der anderen zwischen die einzelnen Sketches einstreuten.
Nach rund zwei Stunden Humor holten sich Kabarettistin und Musiker ihren wohlverdienten Applaus ab. Und der kam schnell, laut und anhaltend.



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