Mitteilungsarchiv
| Bericht 213


Altacher Orgelsoiree am 2. Oktober
Entschleunigung im Stalag
Weltmusik von Messiaen und Kirchensonaten von Mozart bei der Altacher Orgelsoiree am 2. Oktober

„Quartett für das Ende der Zeit“: Das klingt nach apokalyptischen Schrecken, nach Angst, Einschüchterung, Endzeit. Das genaue Gegenteil ist der Fall bei der Musik, die der französische Komponist und Organist - und Christ - Olivier Messiaen (1908-1992) als Kriegsgefangener im Winter 1940/41 im Lager in Schlesien komponiert und unter armseligen Bedingungen uraufgeführt hat: Das Cello hatte nur drei Saiten; einige Tasten des Klaviers blieben stecken; aber nie wieder hat Messiaen nach eigener Aussage „soviel Aufmerksamkeit und Verständnis“ erlebt wie bei den 5000 Mitgefangenen, die damals zuhörten.
Der Titel des „Quatuor pour la fin du temps“ greift den Satz „Es wird keine Zeit mehr geben“ aus der Offenbarung des Johannes (10, 6) auf. Die Kammermusik, die nicht nur NS-Regime und Krieg geistig besiegt, sondern auch über die sogenannte Moderne hinausgeht, ist eine Einübung in einen Rhythmus jenseits von Hetze und Brutalität. Erstmals (wie später noch oft und eindringlich) bringt Messiaen in dem achtsätzigen Werk auch die Melodien der Vögel zu Gehör. Sandra Schmid spielt bei der Orgelsoiree zum Jubiläum des Altacher Pfarrzentrums am Mittwoch, 2. Oktober, diese verinnerlichten Vogelstimmen (3. Satz, abîme des oiseaux) auf der Klarinette – eine Herausforderung für jeden Klarinettisten. Weiters am Programm: Der Klangbogen der „Apparition de l’église éternelle“ (Die ewige Kirche erscheint, 1930), ein sehr langsames Stück, das anschwillt bis zum fünffachen Forte um wieder abzuklingen, und ein Ausschnitt aus der „Nativité du seigneur“ (Geburt, eigentlich: Geburtlichkeit Christi), gespielt von Jürgen Natter.

Keine andere Mozart-Musik würde besser zu diesem zugleich meditativen und sinnlichen Programm passen als die „Kirchensonaten“, die Mozart zwischen 1771 und 1780 geschrieben hat. Auch sie sind Ur-Musik: Von den Kirchensonaten, eine Zeit lang Ersatz für den vom Konzil erneuerten Zwischengesang zwischen den Lesungen des Gottesdienstes, leiten sich alle klassischen Sonatenformen ab. Reine Fülle und Entfaltung, auch in der Version für Orgel und Klarinette: Als wollte uns die Musik erinnern, dass Gottesdienste mehr sind als brave Traditionen.
Das Duo Schmid – Natter wird Ausschnitte aus einigen der 17 Sonaten spielen.
Bei der Soiree sind Bilder zum Thema Herbst-Zeit aus der Sammlung der Gemeinde Altach ausgestellt. Tabea Lenz macht die Foyermusik. Vorbestellungen unter 05576 42010, pfarrzentrum@pfarre-altach.at.
W. Feinig


Altacher Orgelsoiree
Mozart + Messiaen
Gespielt von Sandra Schmid (Klarinette) und Jürgen Natter (Orgel)
Pfarrzentrum Altach
Mittwoch, 2. Oktober 2013, 20 Uhr


30.09.2013 - 02.10.2013 |